Die Zeiten, in denen Handwerksbetriebe den Bewerbern noch gezeigt haben, wo der Hammer hängt, sind weitestgehend vorbei. Heute muss sich in der Regel das Unternehmen bewerben – bei neuen und vor allem auch bei bestehenden Mitarbeitern. Es gilt, die Qualitäten als Arbeitgeber genauso deutlich herauszustellen wie die als Fachbetrieb. Denn wenn sich früher Bewerber der Frage stellen mussten: „Warum sollten wir ausgerechnet Sie einstellen?“, sind es heute die Betriebe, die beantworten müssen, weshalb man als Arbeitnehmer ausgerechnet bei ihnen anfangen oder bleiben sollte. Die eigene Arbeitgeberattraktivität ist zum Wettbewerbsvorteil geworden. Einen guten Ansatzpunkt, um seine eigene Arbeitgeberattraktivität spontan auf den Prüfstand zu stellen, bietet der sogenannte Elevator Pitch: Beantworten Sie doch einmal spontan in 30 Sekunden, was Sie als Arbeitgeber aus-, besonders oder sogar einzigartig macht? Fällt Ihre Antwort anders aus als die der anderen? Oder könnte sie auch vom Mitbewerber aus dem Nachbarort stammen?
Doch was genau ist Arbeitgeberattraktivität?
Mit dem Begriff Arbeitgeberattraktivität wird die Anziehungskraft eines Betriebs als Arbeitgeber bezeichnet. Je attraktiver ich als Arbeitgeber wahrgenommen werde, desto leichter tue ich mich bei der Besetzung neuer Stellen und auch beim Binden wichtiger Mitarbeiter. Unterschieden wird deshalb zwischen der internen und der externen Arbeitgeberattraktivität. Letztendlich sollen die eigenen Stärken, Vorteile und Möglichkeiten als Arbeitgeber erkannt bzw. entwickelt, ausgebaut und kontinuierlich nach innen wie nach außen kommuniziert werden.
Wo kein Sender, da kein Empfänger
Wer attraktiv sein will, muss das auch kommunizieren – eben nach innen wie nach außen. Allzu oft hat der Chef im Handwerksbetrieb eine klare Vorstellung davon, was er als Arbeitgeber potenziellen Bewerbern bieten kann und will. In der Stellenanzeige liest man jedoch häufig nichts davon. Vielfach stellt sich auch heraus, dass die eigene Website und vor allem soziale Medien nicht genutzt werden, um sich als Betrieb zu präsentieren und einen informellen Blick „hinter die Kulissen“ zu ermöglichen.
Denn Arbeitgeberattraktivität erlangen, pflegen und steigern – all das erfordert ein gewisses Maß an Zeit und Energie, Kreativität und Mut. Aber es ist eine Investition in die Zukunft. Wenn man sich als Arbeitgeber klar positionieren und von anderen absetzen kann, ist die Chance groß, die richtigen Fachkräfte für sich zu gewinnen und zu halten. Dazu gehört auch, ab und zu die ausgetretenen Pfade zu verlassen und auch mal etwas Ungewöhnliches zu wagen. Wie wäre es denn einmal mit einem „Betriebsausflug“ in den Europapark oder zum Oktoberfest?
Authentizität ist entscheidend
Wie so oft sind auch weiche Faktoren und Aspekte der Führungskultur dabei nicht zu unterschätzen. Denn allen voran müssen Vorhaben und Maßnahmen zur Steigerung der Arbeitgeberattraktivität authentisch sein und schließlich gelebt werden. Hier muss besonders die Geschäftsführung in die Pflicht genommen werden. Nur so kann eine stabile Fassade ausgebaut werden, die nicht nach kurzer Zeit anfängt zu bröckeln. Denn das Versprechen, dass die Betriebe mit ihrer eigenen Arbeitgebermarke kommunizieren, muss auch gehalten werden.
Viele Wege führen zur Steigerung der Attraktivität
Prinzipiell sind Betrieben in Sachen Arbeitgeberattraktivität keine Grenzen gesetzt. In der Regel stellen die eigenen Arbeitnehmer die beste Quelle der Inspiration dar. Ganz nach dem Motto: „Fragen kostet nichts.“ Hier können bspw. gezielte Mitarbeitergespräche oder Mitarbeiterworkshops hilfreich sein, um herauszufinden, was einen Arbeitgeber attraktiv macht und Sie als Arbeitgeber noch attraktiver machen könnte. Auch ein Blick auf die Konkurrenz oder der Austausch mit Gleichgesinnten über Innungen, Verbände oder ERFA-Gruppen kann hier nützlich sein.
Hygienefaktoren und Arbeitszufriedenheit
Hygienefaktoren beziehen sich auf den Kontext der Arbeit und dienen dazu, die Entstehung von Unzufriedenheit zu verhindern. Sie sind quasi ein Muss. Hier sind beispielsweise das betriebliche Umfeld, die darin vorzufindenden Arbeitsbedingungen sowie eine faire Bezahlung zu nennen. Faktoren der Arbeitszufriedenheit hingegen beziehen sich auf die Inhalte der Arbeit selbst. Hier ist beispielsweise von Bedeutung, ob ein Mitarbeiter Verantwortung übernehmen kann, in Entscheidungen mit eingebunden wird und für seine Tätigkeit Wertschätzung und Anerkennung erhält.
Kommunikation und Reputation
Eine nachhaltige Kommunikation innerhalb eines Unternehmens ist das A und O der internen Arbeitgeberattraktivität. Werden Mitarbeiter in die Entscheidungsprozesse mit einbezogen und Zielen sowie Strategien klar kommuniziert, erhöht sich auch die Arbeitszufriedenheit und das Betriebsklima. Auch die Grundsätze der Führung und Zusammenarbeit stellen einen bedeutsamen Faktor dar. Zudem haben Studien gezeigt, dass sich die Reputation und das Image des Betriebs sowie die Arbeitsinhalte deutlich stärker auf die Bewertung der Attraktivität auswirken als materielle Aspekte. Die Bewertung und Wahrnehmung im Bereich der externen Arbeitgeberattraktivität ist demnach nicht zu unterschätzen.
Beispiele der Maßnahmenpalette:
- transparente Arbeitsorganisation und Arbeitssicherheit
- klare Regeln über Aufgaben und Verantwortlichkeiten
- moderne und funktionstüchtige Arbeitsmittel und Werkzeuge
- Entwicklungsmöglichkeiten und Zukunftsperspektiven
- Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben
- flexible Arbeitszeitmodelle
- kontinuierlicher Austausch und Einbezug der Mitarbeiter*innen
- Handlungs- und Entscheidungsfreiräume
- Wertschätzung und Anerkennung von Leistungen
- betriebliches Gesundheitsmanagement
Kostenfreie Unterstützung der Mitgliedsbetriebe
Sie benötigen individuelle und persönliche Unterstützung zum Thema Arbeitgeberattraktivität? Sie möchten gezielt Maßnahmen durchführen, um diese zu erhöhen und nach außen kommunizieren? Die Berater*innen für Personal- und Organisationsentwicklung der Handwerkskammern unterstützen Sie gerne!
Broschüre zur Arbeitgeberattraktivität im Handwerk zum Download: