Damals, als der Nikolaus an der Tür meiner Eltern geklingelt hat, war das ein großer Schreck für mich. In meiner Generation und meinem Kulturkreis hatte der Nikolaus sehr viel mit negativem Feedback und einer Rute zu tun. Und da ich nicht sicher war, ob ich mich das ganze Jahr vorbildlich verhalten hatte, hat der Anblick der als Nikolaus verkleideten Nachbarin Panik bei mir ausgelöst.
Manchmal erlebe ich solche Panikgefühle auch bei Mitarbeitenden, deren Jahresgespräch vor der Türe steht. Und auch bei einigen Führungskräften im Handwerk stehen Mitarbeitergespräche nicht ganz oben auf der Wunschliste. Wie schade.
Ein Gespräch zur richtigen Zeit mit den richtigen Werkzeugen kann ein Geschenk sein, das viel Positives bewirken kann. Und das nicht nur zur Weihnachtszeit.
Welches Gespräch zu welcher Zeit? Es gibt viele Anlässe, ein Gespräch zu führen. Das Bewerbungsgespräch, das Probezeitende-Gespräch, das Gehaltsgespräch, das Kritikgespräch, der Plausch nach dem Wochenende, das Personalentwicklungsgespräch, das Zielerreichungsgespräch, das Jahresgespräch. Ihnen fallen sicherlich auch noch weitere ein. Ein Jahresgespräch ist also nur ein, wenn auch essenzieller, Gesprächsanlass von vielen.
Am anspruchsvollsten sind die Gespräche, bei denen unsere Emotionen schon anfangen, Vorwürfe zu formulieren, bevor wir an Konsequenzen oder gar Lösungen denken können. Das passiert häufig dann, wenn wir uns ärgern. Als Führungskraft ein bekanntes Phänomen: „Wie oft muss ich das denn noch sagen?“ „Wenn die nur auch mal mitdenken würden!“
Gewaltfreie Kommunikation (GfK) wurde von Marshall Rosenberg entwickelt und nicht in der Marketingabteilung. Daher der sperrige Name. Dafür ist die Idee dahinter so wirkungsvoll, dass ich mir wünschen würde, dass auch der Name mehr Interesse weckt als Vorbehalte. Und um es gleich vorwegzunehmen. Ja, es kann auch für das Handwerk ein wirkungsvolles Werkzeug sein. Auch und gerade wegen des rauen Tons, der im Handwerk für einige noch immer dazugehört. GfK kann tatsächlich Beziehungen verbessern, Missverständnisse verhindern und Konflikte lösen. Also genau das Richtige für Weihnachten – oder für schwierige Mitarbeitergespräche.
Sie basiert auf vier grundlegenden Komponenten:
- Beobachtung: Beschreibe die Situation objektiv, ohne Bewertungen oder Interpretationen.
- Gefühle: Teile deine eigenen Gefühle in Bezug auf die Situation mit.
- Bedürfnisse: Erkläre die Bedürfnisse, die hinter deinen Gefühlen stehen.
- Bitten: Formuliere eine klare Bitte, um die Situation zu verbessern.
Gewaltfreie Kommunikation im Nikolaus-Kontext
- Beobachtungen teilen: Anstatt nur Geschenke zu verteilen, können wir auch unsere Wertschätzung für die Menschen um uns herum ausdrücken. Zum Beispiel: „Ich habe bemerkt, wie viel Mühe du dir gegeben hast, um das Fest vorzubereiten.“
- Gefühle ausdrücken: Teilen Sie, wie Sie sich fühlen, wenn Sie Zeit mit Ihren Lieben verbringen. Zum Beispiel: „Ich fühle mich glücklich und dankbar, wenn wir zusammen sind.“
- Bedürfnisse benennen: Sprechen Sie über die Bedürfnisse, die in dieser Zeit wichtig sind, wie Gemeinschaft, Liebe und Unterstützung. Zum Beispiel: „Ich brauche das Gefühl von Verbundenheit und Nähe in dieser festlichen Zeit.“
- Bitten formulieren: Stellen Sie eine Bitte, die das Miteinander fördert. Zum Beispiel: „Könnten wir uns heute Abend Zeit nehmen, um gemeinsam zu spielen oder Geschichten zu erzählen?“
Fazit
Der Nikolaustag ist eine wunderbare Gelegenheit, die Prinzipien der Gewaltfreien Kommunikation in unser tägliches Leben zu integrieren und bewusst auf unsere Kommunikation zu achten. Nutzen wir die Weihnachtszeit, um einander zuzuhören, zu verstehen und zu unterstützen. Als gute Übung und guten Vorsatz, um im neuen Jahr auch im betrieblichen Umfeld die Kommunikation zu verändern.
Besuchen Sie auch unser passendes Web-Seminar am 06.12.2024 um 11 Uhr