Was macht einen guten Chef, eine gute Chefin aus? In den zahlreichen Bücher über Führung werden verschiedene Führungsstile definiert und Methoden der Führung vorgestellt. Es herrscht weitestgehend Einigkeit darüber, welche Eigenschaften eine Führungskraft mitbringen sollte und gleichzeitig ist man sich einig darüber, dass Führung nicht bei jeder Person gleich funktioniert und etwas sehr Individuelles ist.
Es ist hilfreich sich bewusst zu machen, dass die Führungsrolle immer mit Persönlichkeit ausgefüllt wird und genau deshalb nicht zu bewerten ist. Jeder Mensch führt mit seiner individuellen Art und Weise – eben mit seiner eigenen Persönlichkeit.
Aufgrund der zwischenmenschlichen Chemie fühlen sich dadurch manche Mitarbeitende angesprochen und andere nicht. Eine gesunde Beziehung zu all seinen Mitarbeitenden aufzubauen, bedeutet in der Rolle als Führungskraft Arbeit. Wie kann das gelingen?
Der wichtigste Teil im Beziehungsaufbau zu Mitarbeitenden besteht darin, Vertrauen aufzubauen. Das gilt sowohl für die Führungskraft als auch für die Mitarbeitenden – beide Seiten müssen einander vertrauen können.
Vertrauen setzt sich im Allgemeinen zusammen aus dem Selbstvertrauen – in die eigene Person – und dem Fremdvertrauen, also das Vertrauen in andere Menschen. Vertrauen entsteht am besten durch regelmäßiges Kommunizieren, Authentizität, Ehrlichkeit und Zeit. Das heißt regelmäßiges, ehrliches und offenes Feedback in beide Richtungen – Führungskraft und Mitarbeitende – ist wichtig, um das Vertrauen zu den Mitarbeitenden aufzubauen. Um das eigene Selbstvertrauen zu stärken, ist die Selbstreflexion die wichtigste Methode für jede Führungskraft.
Selbstreflexion bedeutet das Nachdenken über sich selbst. Es ist unumgänglich, wenn man sein eigenes Verhalten verbessern will. Aber es ist auch schwierig. Durch die Selbstreflexion muss man sich mit negativen Gedanken und Gefühlen auseinandersetzen. Selbstreflexion ist eine Gratwanderung zwischen Ehrlichkeit und Selbstwerterhalten. Die Ehrlichkeit mit sich selbst bedeutet nicht nur die positiven Aspekte zu sehen, sondern auch die eigenen Misserfolge und die ungünstigen Verhaltensweisen. Die Selbstwerterhaltung nutzt die positiven Aspekte und eine „beschönigte“ Sicht auf die eigenen Verhaltensweisen, um das Bild von der eigenen Person zu erhalten.
Damit die Selbstreflexion kein endloses Grübeln wird, ist es hilfreich folgende Aspekte und Methoden zu berücksichtigen:
- Themen auswählen. Die zentralen Themen der Selbstreflexion sind die eigenen Gedanken, Gefühle, Verhaltensweisen, Erfahrungen und Wünsche für die Zukunft. Natürlich hängen die Themen zusammen, dennoch ist es wichtig sich bestimmte Elemente herauszunehmen und diese gesondert zu betrachten.
- Erzählen. In eine Erzählung lassen wir von selbst Erfahrungen, Gefühle und Gedanken einfließen. So können wir uns dessen im Nachgang bewusstwerden.
- Sich austauschen. Ein Gegenüber kann bei der Selbstreflexion sehr hilfreich sein. Egal ob Coach, Partner, Kollege oder Berater – im Gespräch können wir oft besser reflektieren, was bestimmte Gedanken, Verhaltensweisen oder Gefühle bedeuten. Dabei ist ein respektvoller, vertrauensvoller und ehrlicher Umgang unter den Gesprächspartnern wichtig.
- Lernen. Damit die Selbstreflexion auch zu einer Verhaltensänderung und damit zu einer Entwicklung führt, sind zwei Dinge wichtig – etwas tun und etwas lernen. Aus den Schlussfolgerungen, welche die Selbstreflexion mit sich bringt, können bestimmte Absichten für die Zukunft formuliert werden, wie z.B. „Ich werde mir Zeit im Gespräch mit meinen Mitarbeitenden nehmen“. So entsteht immer wieder aus den eigenen Erfahrungen Lernmaterial für die Zukunft.
Erste Erfahrungen in der Selbstreflexion können Sie als Führungskräfte in unserem Online-Workshop: „Wer bin ich? Den eigenen Führungsstil erkennen“ am 5. Oktober 2022 machen. Was macht eine Führungskraft aus? Welche Arten von Führung gibt es? Wie kann ich Sie unterscheiden? Wie ticke ich als Führungskraft? Lernen Sie verschiedene Führungsstile kennen und finden Sie heraus, wie Sie selbst als Führungskraft handeln. Lernen Sie in Kleingruppen unterschiedliche Führungsstile kennen und erfahren Sie, welche Wirkung diese auf andere haben.
Quelle: Deutscher Psychologen Verlag GmbH, Verlag des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen (Hrsg.). (2013). eDossier „Führung“ der Zeitschrift Wirtschaftspsychologie aktuell [PDF, 2 MB].