Digitalisierungsbarometer

Endlich: Die Studienergebnisse 2020 sind da!

Landeshandwerkspräsident Rainer Reichhold und wirsindhandwerk.de-Gründer Andreas Owen übergeben die Studie an Landeswirtschaftsministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut.
Foto: Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg
Der Laden brummt doch – was will man mehr? Aber ist das Handwerk auch für die Zukunft gerüstet? Zwar wurden in der Vergangenheit hier und da Umfragen und kleinere Studien zum Thema Digitalisierung im Handwerk erstellt, aber eine empirische 360-Grad-Analyse fehlte bislang. Nun liegt eine umfangreiche Bestandsaufnahme vor, die ab sofort als „Digitalisierungsbarometer für das Bau- und Ausbauhandwerk in Baden-Württemberg“ wertvolle Erkenntnisse bietet.

Im November 2019 startete das breit angelegte Forschungsprojekt im Rahmen der Zukunftsinitiative „Handwerk 2025“, das erstmals den Grad der Digitalisierung unterschiedlicher Gewerke umfassend analysiert und die Entwicklung regelmäßig fortschreiben will. Gefördert wird das Vorhaben vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg.

Bau- und Ausbauhandwerk unter der Lupe

Das Konstanzer Online-Start-up wirsindhandwerk GmbH und sein Forschungspartner Institut Lab4Innovations GmbH & Co. KG erhoben und analysierten die Daten und Erkenntnisse aus quantitativen und qualitativen Erhebungen, aus Telefoninterviews, Workshops und Online-Befragungen. Sie konnten für das Projekt mit der Deutschen Bank AG und der Signal Iduna Gruppe prominente Sponsoren gewinnen.

Nun steht es also Schwarz auf Weiß, wie es um die Digitalisierung im Bau- und Ausbauhandwerk bestellt ist. Denn für die erste Auflage des Forschungsberichts kamen aufgrund ihrer großen Anzahl und Relevanz die sieben Gewerke des Bau- und Ausbauhandwerks zum Zug. So wurden das Zimmerer- und Holzbaugewerbe, Schreiner und Tischler, die Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, Maler und Stuckateure, die Elektro- und Informationstechnik und die Fliesenleger unter die Lupe genommen.

Nachwuchs-Werbung über das Smartphone

Für ein umfassendes Bild wurden neben den Inhabern von Handwerksbetrieben sowohl Digitalisierungsexperten aus Wirtschaft, Handwerksorganisationen und Wissenschaft beleuchtet als auch die Bedürfnisse und Erwartungen der jeweiligen Endkunden. Neben diesen unterschiedlichen Perspektiven untersuchten die Forscher auch die verschiedenen digitalen Einsatzbereiche innerhalb der Betriebe wie Betriebsführung, Marktkommunikation, Verwaltungsprozesse oder dem operativen Geschäft. Zudem ergab die Einteilung in verschiedene Handwerkertypen neue Erkenntnisse zur jeweiligen Geschäftsstrategie (Mindset). Ein besonderes Augenmerk lag auch auf dem potenziellen Nachwuchs, also Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren. Denn nur wer diese für sich gewinnen kann, sichert die Zukunft seines Betriebs.

Eines der Ergebnisse in diesem Zusammenhang: Zwar sind Jugendliche vor allem auf Smartphones unterwegs und organisieren ihre soziale Interaktion und Freizeitgestaltung mobil. Dort sind sie zu erreichen und anzusprechen. Allerdings bringen Jugendliche ihre ausgeprägte Affinität fürs Digitale kaum mit dem Bau- und Ausbauhandwerk in Verbindung, obwohl insbesondere im Elektrobereich die Digitalisierung signifikant stark gestiegen ist.

Strukturwandel trifft besonders Kleinbetriebe

Wenig überraschend mag sein, dass der Digitalisierungsgrad umso höher ausfällt, je jünger der Betriebsinhaber, je höher das Bildungsniveau und je größer der Betrieb ist. Auch das Mindset der unterschiedlichen Handwerkertypen fällt dabei ins Gewicht. Was jedoch überrascht: der dramatische Abfall des Digitalisierungsgrads der kleineren Handwerksbetriebe gegenüber größeren. Dazu sollte man sich vor Augen halten, dass nicht nur in Baden-Württemberg die Kleinbetriebe mit einem bis vier Mitarbeitern das Gros der Handwerksbetriebe stellen.

Der Strukturwandel im Handwerk trifft demnach vor allem die kleinen, familiengeführten Handwerksbetriebe. Sie sind besonders gefährdet, dass ihre über Generationen aufgebaute handwerkliche Fähigkeiten verloren gehen. Hier besteht also Handlungsbedarf, denn sie bedürfen noch stärkerer Unterstützung und Förderung, um an den digitalen Zukunftschancen teilhaben zu können. Bei den Kammern und Verbänden lassen sich schon jetzt eine Vielzahl von Beratungsangeboten abrufen. Auch die Zukunftsinitiative „Handwerk 2025“ bietet hier wertvolle Unterstützung. Doch in Zukunft werden Kammern und Fachverbände noch mehr gefordert sein, Unterstützung und zusätzliche Impulse zu liefern.

Zu wenig Breitband auf dem Land

Eine weitere Erkenntnis der Studie: Die Digitalisierung ist im Handwerk generell angekommen. Aber es gibt deutlich Luft nach oben. Der Gesamtdigitalisierungsgrad der Gewerke des Baus und Ausbaus in Baden-Württemberg ist mit 35 von 100 möglichen Punkten nicht zufriedenstellend. Eine eklatante Barriere bei der Digitalisierung stellt die lokale Infrastruktur dar. Dies betrifft unter anderem die Versorgung mit Breitbandanschlüssen als Voraussetzung für den Einsatz digitaler Instrumente. Hier wird schon lange ein großer Unterschied zwischen Stadt und Land beklagt. Inhaber von Betrieben mit vorwiegend ländlich geprägter Kundschaft sind viel unzufriedener sowohl mit der stationären Internetverbindung als auch mit dem Einsatz von mobilen Endgeräten auf der Baustelle.

All dies sind nur einige wenige der spannenden Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen aus dem Digitalisierungsbarometer 2020. Noch mehr Einzelheiten finden sich in der Studie selbst, die hier zum Download bereitsteht. Im Zuge der digitalen Transformation werden weitere 360-Grad-Untersuchungen entstehen, um das Handwerk mit all seinen Gewerken weiter zu beobachten, zu vergleichen und zu begleiten.

 

Die Studie 2020 (Kurzfassung) zum Download

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